(110) Familiennachzug - kein Lehrstück
Heute möchte ich die immer wiederkehrende Frage beantworten, wie jemand im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte im Alter von 62 Jahren nach Ãœbersee auswandern kann. [Weiterlesen …]
In den beiden vorangegangenen Beiträgen habe ich mich mit der Vergangenheit befasst:
Wie wir 1997 mit einem Touristenvisum nach Kanada auswanderten, wie wir mit unglaublichem Glück in Kanada bleiben konnten und 1999 die Niederlassung erhielten. Und wie wir, als wir hier ankamen, mit Hilfe unseres Schwiegersones und dessen Vater unser Haus zu bauen begannen.
Als das Dach, Türen und Fenster eingebaut waren, wandte sich Martin seinem eigenen Hausbau zu. Marta und ich machten alleine weiter.
Selbstverständlich hatten wir fachmännische Hilfe beim Elektrischen, Bodenlegen, Dach und Sanitär etc. Aber die Malerarbeiten, die Fassade, den Garten machten wir fast alleine.
Es dauerte vier Jahre, bis das Haus und die Umgebung fertig waren.
Ganz fertig war die Baustelle aber erst vor zwei Jahren. Erst dann wurde Abwasserversorgung hier hinauf gebaut. Vorher hatten wir eine eigene zweistufige Kläranlage im Garten.
Wer sich in der Schweiz mit dem Gedanken einer Auswanderung nach Übersee überlegt, muss sich über die Konsequenzen im Klaren sein. Man lässt fast alles zurück. Die Spannung hier ist 10 Volt mit 60 Hertz. Ausser der BERNINA-Nähmaschine, welche wir für einiges Geld noch in der Schweiz umbauen liessen, blieben alle Elektrogeräte wie Radio, Fernseher, Küchengeräte etc. dort. Das heisst, wir veschenkten sie und mussten hier alles neu anschaffen. An Möbeln hatten wir nur ein Minimum mitgenommen, auch da fingen wir fast von Neuem an.
Ich hatte mich in der Schweiz immer über die Ausländer beklagt, die sich nicht anpassen, sich nicht assimilieren wollen. Nun waren wir plötzlich selber Ausländer. Marta kannte das Gefühl schon; sie war ja in den sechziger Jahren aus Pressburg in die Schweiz gekommen.
Wir wollten uns hier beispielhaft verhalten. Wir meldeten uns sofort zu einem Sprachkurs “English Second Language” an; damals wurden solche Kurse für Immigranten noch subventioniert.
Da alle meine Ausweise wie Führerschein, Bootführerschein, Pilotenschein, Radioamateurlizenz hier nicht anerkannt wurden, war ich über Monate beschäftigt, die entsprechenden Prüfungen zu machen. Marta hatte es ein wenig einfacher, wollte sie doch nur Auto fahren.
Dass ich seit fast einem halben Jahrhundert Motorrad gefahren war, hinderte hier den Experten keineswegs daran, mich beim ersten Mal durchfallen zu lassen.
Beide hatten wir recht gute Englischkenntnisse. Wir konnten lesen und schreiben. Wir hatten aber kaum Übung im Sprechen. Und das Verstehen der Kanadischen Sprache macht uns nach nunmehr zehn Jahren immer noch gelegentlich Mühe. Unser Enkel weiss, dass er mit uns Alten langsam und deutlich sprechen muss.
Da man hierzulande ohne Auto kaum leben kann, kauften wir ein Auto. Als wir die Kontrollschilder beantragten, sagte man uns, dass wir ohne kanadischen Führerschein kein Auto besitzen dürften. Unser Schwiegersohn musste als Käufer auftreten.
Dass die damals erhaltene Information falsch war, bereitete uns auf die gewaltigen Schwierigkeiten vor, die uns Fremde hier (nur hier?) noch erwarteten.
Im Verlaufe der kommenden drei Wochen werde ich noch einige Müsterli zu erzählen haben.
Heute möchte ich die immer wiederkehrende Frage beantworten, wie jemand im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte im Alter von 62 Jahren nach Ãœbersee auswandern kann. [Weiterlesen …]
Hallo dort drüben in Europa!
Der Stafetten-Stab für das Schreiben der Blogs ist hier an der Westküste Kanadas, im Städtchen Sechelt (8′000 Einwohner), angelangt.
Wir schreiben den 3. März und über die nächsten drei Wochen werde ich ein wenig vom hiesigen Leben erzählen. [Weiterlesen …]