Catherine Beuret
  2005 mit vier Katzen ins Burgund (Charolais) ausgewandert.

(418) Ein Umbau und zwei Verluste

Ein Haus zu finden ist das eine (siehe letzten Beitrag), es umzubauen eine andere Geschichte. Zuerst suche ich einen Architekten.

Abenteuer Umbauen in Frankreich

Der Erste schwärmt von seiner reichen Schweizer Kundschaft und wie schwierig es sei, Handwerker zu kriegen. Ich verzichte. Später erfahre ich, dass er von den Handwerkern einen Anteil verlangt. Deshalb braucht der Herr reiche Kunden, welche bereit sind, überteuerte Preise zu bezahlen. Ich engagiere sodann einen Architekten deutscher Abstammung, welcher mein Projekt neben seiner normalen Arbeit betreut. Seine Sprachkenntnisse brauche ich für die Erstellung der Pflichtenhefte. Sein freier Freitagnachmittag - 35-Stunden Woche lässt grüssen - muss dafür herhalten. Ein alter Kunde von ihm erklärt sich gegen Entgelt bereit, regelmässig bei meiner Baustelle vorbeizusehen. So muss ich nicht dauernd vor Ort sein.

Dann erstelle ich eine Liste aller anstehenden Arbeiten, die da sind:
- Versetzen der Salon / Küchen-Wand
- Durchbrechen der Mauer zwischen Büro und Küche (damit ich nicht vom Schlafzimmer via Büro durch Bibliothek, Salon und Küche zum WC eilen muss, wenn ich mal muss)
- Rausreissen zweier Cheminees
- Einbauen einer Zentralheizung
- Einbau eines Cheminee-Ofens, da im Winter der Strom manchmal länger ausfällt
- Ersetzen der elektrischen Installationen
- Entfernen der allgegenwärtigen Billig-Tapeten (sogar in der Küche war eine)
- Wände kalken
- Decken sandstrahlen
- Auf 50 m² den Nadelfilz durch Tonplatten (Tomettes) vom Dachboden ersetzen
- Einbau einer Küche und einer Dusche
- Ersetzen aller verfaulten Aussentüren
- Ersetzen des verfaulten Hof-Portals und des Portillons (Fussgängertür)
- Mit Ausnahme eines Fensters alle Fenster ersetzen und zwar unter Verwendung der gleichen Materialien und der gleichen Konstruktion wie die alten Fenster. Um die Nachteile der einfachen Verglasung aufzufangen, macht der Fensterspezialist eine Art Innenfensterladen und setzt Glas in die Rahmen ein.

Übrigens, in meiner Gegend wird für alle Schreinerarbeit Eiche verwendet. Man ist hier stolz auf die einheimische, französische Eiche! Das Dach liess ich lediglich ausbessern, die eigentliche Renovation verschob ich auf 2009.

Gute Handwerker müssen nicht klappern

Die Unternehmersuche war stressig. Die guten Unternehmer (Artisan) sind rar und entsprechend ausgelastet. Zudem wollte ich eine Garantie, dass - nach Beginn im März - alle Arbeiten Ende August beendet sind. Ich wollte nicht noch ein halbes Jahr teure Miete in der Schweiz bezahlen. Wichtiges Detail: Bei Arbeitsbeginn kann ein französischer Unternehmer bis zu 30 Prozent Anzahlung verlangen.

Das Unvorhersehbare

Zu dieser Zeit starb im Februar mein jüngster Bruder an einer seltenen Autoimmunerkrankung und an Ostern, sehr überraschend, mein Zwillingsbruder. Das traf mich tief. Keiner der Beiden hat je mein Haus gesehen. Da mein Zwillingsbruder ebenfalls ledig geblieben ist, erlaubte mir sein Erbe eine aufwendigere Renovation und gab mir die Mittel für die Gestaltung des Gartens. Aber davon in einem späteren Bericht.

Während der Renovation durfte ich laufend meinen Wortschatz erweitern. Zum Beispiel: Steckdose = Prise, Ausguss = evier, elektrische Birne = nein, keine “poire electrique”, das ist eine “ampoulle” usw. Meine intuitiven Ãœbersetzungen lösten jeweils grosse Heiterkeit aus.

Alt oder antik?

bodenhundetatze-fev-2005-027.jpg

Original erhaltene “Tomettes”, hier eine mit Pfotenabdruck
(Bild: Catherine Beuret)

Die Arbeiten waren von Diskussionen mit Architekt und Handwerkern begleitet. Das Verständnis für Altes fehlte grösstenteils. Da wollte man die Wände mit dem Roller einfärben, moderne Doppelfenster einbauen, die neuen Fenster und Türen mit einer dicken Schicht Farbe überdecken. Ich musste sehr genau aufpassen, dass nicht sogenannt günstige Materialien verwendet wurden. Der Heizungsmensch (Plombier) fand es natürlich, dass die Temperatur über die Radiatoren geregelt wird, eine Steuerungsautomatik hatte er nicht vorgesehen. Die Porzellan-Türfallen hingen, und hängen immer noch, ziemlich schlaff herunter. Kleine blaue Pillen gebe es dafür nicht. Erst später entdeckte ich “Que choisir”, die französischen Konsumentenschützer. Die wären mir sehr nützlich gewesen. Hier ihre Website http://www.quechoisir.org/a-la-Une.htm

Gut organisiert ist halb umgebaut

Anfang August 2005 - sogar der Granit der Küchenabdeckung war fertig gesägt - waren die Arbeiten abgeschlossen. Zum grossen Erstaunen der Dorfbevölkerung. Das war noch nie dagewesen, dass der End-Termin vorher erreicht wurde.
Hier die Bilder nach der Renovation:

salon.jpg

Salon nach dem Umbau

bibliothekgrossvater.jpg

hgaste-006.jpg

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Bilbiothek und eines der neu-alten Fenster
(alle Bilder: Catherine Beuret)

Fazit: Bisher kam ich drei Mal auf die Welt. Das erste Mal, wie üblich bei meiner Geburt. Das zweite Mal, als ich meine erste Wohnung bezog. Da wollte ich ein Bild aufhängen und musste mir extra einen Hammer und eine ganze Schachtel Nägel anschaffen! Das dritte Mal kam ich bei der Renovation des Hauses auf die Welt. Für ungewohnte Orte wie Keller, Treppenhaus, Estrich und Hof, mussten Lampen angeschafft werden. Sämtliche Haushaltapparate fehlten und noch Vieles mehr war zu bezahlen. Es hörte nicht mehr auf. Alles war teuerer als geplant. Die Zeit war von Alpträumen begleitet. Ein viertes Mal kam ich auf die Welt als… doch darüber später!

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Weiterführende Links 
(417) Gesucht: schönes altes Haus im Burgund
  
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3 Kommentare

Kommentare

  1. Beat Keller

    18.09.2009 14:15

    Hola Catherine Beuret,

    nachdem ich schon Ihre aufmunternden Kommentare zu den verschiedenen Blogs gelesen habe fragte ich mich, wann lernen wir diese Frau mit einem eigenen Blog kennen.

    Nun ist es passiert und ich kann Ihnen zu dem heimeligen, wunderschönen renovierten Haus nur gratulieren. Solche Häuser haben Charakter und eine strahlende Aura.
    Was Umbauen in fremden Landen alles so mit sich bringt, davon haben schon einige berichtet und auch wir hier in Peru sind natürlich nicht verschont geblieben von unglaublichen Vorkomnissen und Ueberraschungen.

    Ich freue mich sehr auf weiter Berichte von Ihnen.

    Beat Keller, Lima, Peru