(338) Fiesta Mayor - eine Woche feiern
Fiesta Mayor gibt es einmal im Jahr in allen Dörfern und Städten von Spanien, sie dauern in der Regel immer eine Woche, in unserer Region immer in den Monaten Juli und August. Hier in Sant Carlos de la Rapita ist die Fiesta immer in der letzten Juliwoche.
Keine Fiesta ohne “Torro”- Spiele
Die ganze Woche ist gespickt mit Veranstaltungen wie z.B. Umzügen, Vorführungen von Majoretten und Gymnastikgruppen, dann natürlich jeden Tag Stiere in einem abgesperrten Strassenstück, wo die Jungen und Alten ihren Mut demonstrieren können. Auch am Hafen Spiele mit den Stieren (in Tat und Wahrheit meistens eine sehr junge aber angriffslustige Kuh), bei denen die Burschen versuchen, den Angriff des „Torros” ins Leere, d.h. ins Meer laufen zu lassen, wo „er” mit bereitstehenden Ruderbooten wieder ans sichere Ufer geleitet wird. Viele Male landen dann aber die Treiber im Meer und nicht die Stiere. Das Gute an den Fiestas ist, das die Tiere nicht getötet werden, es ist alles nur Spiel.
Jeden Abend gibt es auch Spiele mit Stieren auf einem grossen Platz mit Naturbelag, wo der Stier im Vorteil ist. Der Platz wird gebildet von einer Umzäunung aus alten privaten Eselkarren, von denen noch über 100 Stück im Ort aufbewahrt werden. Per Losentscheid kommen die Karren dann auf den Platz, wo dieser Tribünenplatz für die privilegierte Familie wirklich auch jeden Abend besetzt ist. Es gibt aber auch eine von der Gemeinde aufgestellte Tribüne für ca. 200-300 Personen die auch immer von Fremden oder Einheimischen genützt wird, es gibt keinen Eintrittspreis. Ohne Stiere wäre es sicher keine richtige Fiesta Mayor, aber es gibt jedes Jahr Verletzte und nicht selten ist mal ein Todesfall zu vermelden.
Wer hat Angst vor dem “Torro”? Am Platzrand die erwähnten Eselskarren, die die Logenplätze bilden (Bild: Alfredo Marti)
Showorchester und Tanzen gehören auch zur Fiesta Mayor
Dann gibt es fast jeden Tag etwas zu Essen, ein oder zweimal sind es frische, auf dem Grill gebratene Sardinen, die herrlich schmecken, dann gibt es Tomatenbrot mit Jamón de Serrano (Schinken) und an einem der letzten Tage das Stieressen, ein Fleischeintopfgericht. Was bei den Spaniern nie fehlen darf: Tanzen. Praktisch jede Nacht, frühestens um Mitternacht, beginnt es, dauert aber bis am frühen Morgen, mit wirklich guten grossen Orchestern, wie man diese sicher nicht mehr findet in der Schweiz. Richtige Showorchester mit bis zu 25 Personen, Musiker, Techniker und Sänger/innen die meist auch tanzen auf der Bühne, auch für Zuschauer eine Augenweide, die Tanzfläche besteht aus Fliesen, die wirklich ohne störende Stösse verlegt worden sind und fast so gross wie ein Fussballplatz. Dies alles unter freien Himmel - paradiesisch für Leute, die gerne tanzen.
Diese Feier kann sich jeder leisten
Eintritt muss man nicht bezahlen, aber wenn man einen Tisch will, muss man für diesen bezahlen. Ein Tisch mit sechs Stühlen kostet die Woche 30,00 €. Den Tagespreis kenne ich nicht, er dürfte aber um die 10.00 € sein. Meist teilen sich zwei Paare den Tisch und die zwei übrigen freien Stühle stellt man dann Freunden zur Verfügung für einen Abend. Die Stehplätze sind natürlich bei der Festwirtschaft, d.h. da stehen immer sehr viele Leute und trinken und diskutieren.
Die Festwirtschaft ist günstig, ein Mineralwasser oder ein Bier kostet 1.50 €, aber hier ist es üblich, irgendwelche Varianten von Cubalibre zu trinken. Dabei wird wird nicht gegeizt mit Whisky, Rum, Vodka und Eis. Aufgefüllt wird mit Tonic, Cola oder irgendeinem Fanta oder Lemonwasser. Diese Drinks kosten zwischen 3,50 und 4.00 €. Bis vor kurzem haben viele Spanier noch ihre Getränke selber in Kühlboxen mitgebracht, was aber heute nicht mehr so gerne gesehen wird, denn Betreiber der Festwirtschaft ist meistens ein Fussballclub, und der möchte auch etwas verdienen.
Das Fest wird mit einem Feuerwerk angefangen und am Schluss mit einem Feuerwerk abgeschlossen, die meisten Spanier lieben die Knallerei über alles.
Es sind alle Anlässe öffentlich und in Katalonien meist kostenlos. In der Festwoche schliessen die Spanier meist ihre hauseigene Küche, da es täglich irgendwo ein oder mehrere Gratisessgelegenheiten gibt. Doch auch in Spanien verändern sich die Gewohnheiten. 2008 musste erstmals auch für einige Essen ein finanzieller Beitrag von 1 bis 3€ pro Person geleistet werden, die Gratiszeiten scheinen vorbei zu sein.
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