Alfredo Marti
  Seit 1998 mit Ehefrau Anita an der Costa Dorada (ESP).

(333) Selber bauen in Spanien

Und so gings weiter (siehe letzten Beitrag vom Kauf des Ferienhäuschens): Juhu, wir haben ein Ferienhäuschen in Spanien, wo es immer warm ist, nur 150 m vom Meer! Was will man noch mehr? Jetzt nur noch hinfahren, keine teuren Hotels mehr usw.

Gleich nach dem Kauf hiess es “bauen statt baden”

Bei den gesamten Kaufverhandlungen hatte uns eine deutsche Frau, die schon ordentlich spanisch sprach, geholfen. Sie war zwei Jahre vorher mit ihrem Mann und den vier Kindern aus Norddeutschland hierher gezogen. Der Mann - nennen wir ihn „Peter” - war in Deutschland zwar invalid gemeldet, machte aber dennoch da und dort kleinere Bauarbeiten.
Noch in der ersten August-Woche, gleich nach dem Kauf, fragte ich Peter, ob er mir helfen würde -  natürlich gegen angemessene Bezahlung. Hinter dem Haus musste das Grundstück abgeschlossen werden, und er besass die nötigen Werkzeuge, auch eine Betonmischmaschine. Wir legten gleich los. Bei 30 Grad am Schatten war ich am Arbeiten und nicht am Meer beim Baden; mischte den Mörtel und karrte diesen und auch alle benötigten Steine hinter das Haus wo Peter am Mauern war.

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Alfredo 1989 beim Betonmischen.
Selbst gemischt macht länger Freude (Bild: Alfredo Marti)

Gästezimmer im Eigenbau

So ging es dann neun Jahre lang, jedes Jahr sechs, acht Wochen spanisches Arbeitslager, nicht etwa an der Sonne liegen und Baden im Meer. Zwischenzeitlich gab ich auch Arbeiten an Peter, die er uns bis zum nächsten Mal ausführen sollte. Aber die Arbeiten wurden dann schludrig und selten zu unserer Zufriedenheit ausgeführt, also kaufte ich mir meine eigene Mischmaschine und machte die Arbeiten dann mit Anita zusammen. Anita war ein richtiges Talent, wenn es darum ging, einen geraden Boden zu machen mit Estrich (ziemlich trockener Mörtel der abgezogen und geglättet wird). Sie hat ein richtig geschultes Auge, sozusagen eine “eingebaute Wasserwaage”. Wir haben alles gemeinsam gemacht, hinten auf der gesamten Breite angebaut. Der kleinere Teil davon diente der Vergrösserung unseres kleinen Badezimmers. Angrenzend blieb noch Platz für ein komplettes Gästebadezimmer, welches zum zusätzlich gebauten Gästezimmer gehörte, das wir unabhängig zwischen Garage und Haus erstellt hatten. Die Garage verlängerten wir so weit nach vorne, bis diese auf die Höhe der geschlossenen Veranda zu liegen kam, so dass diese mit einem selbst geschmiedeten Eisentor den Innenhof abschloss, der so entstanden war. Auf dem Foto sieht man den Innenhof mit Extra-Gästezimmeranbau.

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Alfredo vor dem selbst geschmiedeten Eisentor (Bild: Alfredo Marti)

Eine günstige Gelegenheit

Wir kauften dann 1994 das hinten angrenzende Grundstück mit 450 m² dazu. Dieses war uns schon beim Kauf des Hauses angeboten worden. Und obwohl  das Grundstück inzwischen den Besitzer gewechselt hatte, konnten wir dieses nun für nicht mal die Hälfte des ursprünglichen Preises kaufen. Das Jahr darauf liessen wir eine 48 m² grosse Garage bauen mit einem zusätzlichen 27 m² grossen Geräteschuppen.
Jetzt fing die Sache an kompliziert zu werden. Wir hatten nun schon ein richtiges Haus, in dem man nicht nur Ferien machen konnte. Nein: Man könnte eigentlich richtig darin leben! Es fehlte fast nichts mehr und das wichtigste: Das Haus gehörte uns, und es war alles bezahlt.

Eine Idee setzt sich fest: Auswandern nach Spanien

In der Schweiz lebten wir in einer gemieteten Wohnung. “Könnte man hier in Spanien vielleicht mit bescheidenen Mitteln leben? Würden die ausbezahlte Pensionskasse und die AHV reichen?” Der Gedanke liess uns nicht mehr los. Wieder zurück in der Schweiz begannen dann die Recherchen. Ich arbeitete in Zürich bei der Berufsfeuerwehr und verdiente nicht schlecht, Anita arbeitete noch halbtags in einem Fotolabor. Da wir beide am selben Strick zogen und beide den Wunsch verspürten, unsere Zelte in der Schweiz abzubrechen, nahm das Ganze Form an, und wir beschlossen nach allem Für und Wider ein Jahr später, den Schritt zu machen. Den Anteil unseres Motorbootes, welches wir auf dem Zürichsee hatten, kaufte mir mein langjähriger Freund und Teilhaber ab. Dieses Geld wurde in neue Kunststofffenster investiert.

Umzug  von der Schweiz an die Costa Dorada

Am 12. Juni 1998 war es dann soweit. Einige meiner Arbeitskollegen halfen uns noch den Umzugslastwagen zu beladen und am 13. Juni hiess es endgültig Abschied zu nehmen von der Schweiz und von meinen zwei erwachsenen Töchtern aus erster Ehe. Die ältere Tochter Sandra war bereits verheiratet und hatte eine Tochter, die jüngere lebte bereits mit ihrem Freund und heutigen Ehemann in Zürich.

Am Abend des 13. Juni 1998 kamen wir in Alcanar Playa in unserem Haus an. Im ersten Jahr nahmen wir noch einige bauliche Veränderungen vor, die uns das Leben angenehmer machen sollten. Als erstes baute ich eine Zentralheizung ein, die mit grossen Industriegasflaschen läuft. Die beachtlichen Kenntnisse im Sanitärbereich habe ich meinem Freund Bruno Langenegger zu verdanken. An vielen Freitagen habe ich mit ihm gearbeitet und sehr viel gelernt, was mir heute sehr zugute kommt, arbeiten doch die meisten spanischen Fontaneros y Electrisistas nicht ganz so, wie wir uns dies gewohnt sind. Die Veranda wurde total renoviert und als Esszimmer zum Haus integriert, alle Fenster im Haus wurden gegen Kunstofffenster ausgetauscht. Ein neuer gedeckter Sitzplatz entstand. Seitlich kann man jetzt über eine feste Treppe aufs Dach, das eine Dachumrandung aus Säulensteinen erhalten hat. Da oben ist die Sicht aufs nahe Meer einmalig.

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Das Ferienhäuschen anno 1989…

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…und neun Jahre später! (Bilder: Alfredo Marti)

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Weiterführende Links
Kauf des Ferienhäuschens

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Kommentare

  1. Andrea

    06.03.2009 16:40

    Wow, so ein toller Bericht! ich bin sicher, der wird noch viele Leute inspirieren!
    Ganz liebe Grüsse aus Luzern,
    Andrea

  2. 08.03.2009 9:01

    So, auch du Heinz bei careguide. Lese deine Berichte mit Spannung, obwohl ich einiges schon per Funk erfahren hatte.

  3. 24.07.2010 23:10

    Hört sich nach all dem Gejammer mal nach einem wirklich interessanten Lagebericht an! Glückwunsch, nur so kann es gehen, viel eigener Einsatz und am besten die Dinge in Spanien nie ganz aus der Hande geben …. und ein paar spanische Sprachkenntnisse können sicher auch nicht schaden. Ab dann fehlen nur noch die richtigen Partner und ein wenig Glück ! Wir haben hier an der Costa del Sol auch einiges erlebt, Interesse? www.haus-bauen.net.