Ingrid Stocker Spitzers
  2007 in die Bresse (FRA) ausgewandert

(329) Verkehr bei den Hasen und Füchsen

Die Strasse, an der wir wohnen, endet neben dem Haus unseres Nachbars Daniel in einem Feld- und Waldweg. Unser Haus ist gerade das vorletzte an der Strasse, so dass die Autos, die vorbeifahren, uns weitgehend bekannt sind. Da gibt es dienstags und freitags den Bäcker und mittwochs den Metzger, die unserem Nachbarn Brot und Fleisch bringen. Ausserdem kommt jeden Tag um ca. 13.30 Uhr das Postauto, wobei die Fahrerin uns die Post wenn immer möglich persönlich übergibt, damit sie nicht aussteigen muss. Andere vorbeifahrenden Autos sind von Verwandten und Bekannten vom Nachbarn.

Was jagen wir denn heute?

Eines Tages staunten wir nicht wenig, als sieben Autos, eins nach dem anderen, bei uns vorbeifuhren. Es stellte sich heraus, dass es die Jäger waren, die vom Herbst bis Frühling ihren Beruf bzw. Ihr Hobby ausführen dürfen. Vom Nachbarn erfuhr ich, dass sie nur an bestimmten Tagen der Woche jagen dürfen und dann nur bestimmte Wildtiere. An einem Tag nur Rehe, an einem anderen nur Wildschweine oder Hasen oder Vögel.

Einmal begegnete ich auf meiner Wanderung einem Jäger, den ich nicht erwartet hatte, denn es war meines Wissens kein Jagdtag. Ich fragte: “Was jagen Sie denn heute?” Seine Antwort lautete: “Aujourd’hui nous chassons seulement les femmes”. Olala, da musste ich ja aufpassen!

Noch mal Glück gehabt

Es gibt immer viele Rehe auf den geschnittenen Maisfeldern, denn da liegt noch eine Menge nicht geernteter Maiskolben herum. Der Nachbar und ich haben letzten Herbst zwar sehr viele gesammelt - er für seine Hühner und ich für unsere Pferde - aber es gab immer noch welche. An einem Jagdtag wurden die Rehe von Jägern gestört. Während den Schüssen habe ich rasch ein Gebet zum Himmel geschickt und dann sah ich zu meiner Erleichterung alle Rehe in den Wald wegspringen. Keines war getroffen.

An einem anderen Jagdtag war es regnerisch und wegen des Nebels sah man kaum 100 Meter weit. Da wird bestimmt kein Jäger an der Arbeit sein, dachte ich. Falsch!
Ich joggte mit Berry auf dem Feldweg in Richtung Wald und da kam uns auf dem Feld ein Riesenhase entgegen, der um sein Leben rannte und hinter ihm ein Jagdhund. Ich konnte Berry gerade noch an seinem Halsband greifen, sonst wäre er sicher hinterher gerannt um mitzuspielen. Im Wald standen dann die Jäger. Ich habe keinen Schuss gehört und nehme deshalb an, dass der Hase Glück gehabt hat.

Verchipt

Es kommt vor, dass Jäger ihre Hunde suchen müssen, weil sie nach dem Treiben nicht mehr zurückkommen. Einmal hat man einen Jagdhund erst eine Woche später wieder gefunden, dank seinem Registrierchip, den alle Hunde (und auch die Pferde) nach französischem Gesetz eingepflanzt haben müssen.

Wir haben uns inzwischen an die Invasion der Jäger an bestimmten Tagen gewöhnt und winken ihnen zu, wenn sie vorbeifahren.

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