(316) Brasiliens Strassen: 100 Prozent Jesus
Oktober 2008, Brasilien. Auf unseren Quadtouren tragen wir normalerweise unsere Offroad-Helme. Für die jeweils kurze Fahrt nach Ouro Preto verzichten wir aber darauf und tragen stattdessen Schirmmützen und Sonnenbrillen. Aber nur bis zum Tage X.
Freiheit auf dem Quad (Bilder: Edy und Brigitte Odermatt)
Wir wollen gerade von der Plaza wegfahren, als uns ein junger Polizist pfeifend stoppt. Kaum angehalten, sind wir umringt von fünf neugierigen Polizisten. Das Quad ist hier ein absolut exotisches Fahrzeug. Sie fragen nach unseren capacetes (Sturzhelmen). Die Zeichensprache ist so eindeutig, dass ein nicht Verstehen eine Beleidigung gewesen wäre. Wir erklären ihnen, dass wir die Helme auf unserem Camion hätten und sie morgen tragen würden. Sie akzeptieren dies und wir dürfen weiter fahren. Anscheinend haben sie sich amüsiert, hören wir beim Wegfahren doch lautes Gelächter.
Um ein Haar
Unterwegs auf der BR040 von Barbacena in Richtung Rio de Janeiro.
Wegen eines entgegenkommenden Schwertransportes stehen wir im Stau des von der Polizei angehaltenen Verkehrs. Der Schwertransporter parkiert seitlich kurz vor uns auf der Gegenfahrbahn um den Verkehrsrückstau, der sich hinter ihm gebildet hat, vorbei zu lassen. Der Fahrer eines entgegenkommenden LKWs macht vor uns ein entsetztes Gesicht und zieht seinen Laster mit Anhänger unmittelbar nach dem Passieren des Schwertransporters scharf zur Seite.
Ein Blick in unseren Rückspiegel: He was macht denn der da? Ein LKW überholt trotz Gegenverkehr von hinten unsere Kolonne. Sekunden später ein Knall. Unsere Rückspiegelhalterung wird nach vorne geschlagen und die Spiegel fliegen weg. Die PKW’s vor uns werden von dem talwärts fahrenden und nicht mehr richtig bremsbaren Sattelzug seitlich gerammt und weggeschoben. Der LKW-Lenker am Ende der Gasse im Gegenverkehr reagiert blitzschnell und reisst seine Zugmaschine unmittelbar vor dem unvermeidbaren Crash auf die Seite, so gibt es nur eine seitliche Kollision der zwei 40-Tönner.
Vollgas (Bild: Edy und Brigitte Odermatt)
Sekunden der Angst: Transportieren die beiden Sattelschlepper etwa Gas? Glück gehabt, beide sind mit Zement unterwegs und auch keine der herumstehenden Personen wird verletzt. Um ein Haar wäre unser Wohnhaus eine seitlich aufgeschlitzte Sardinenbüchse geworden!
Der Spiegel wird notdürftig repariert und wir fahren weiter.
Sieben Kilometer später nach einer Kurve sehen wir einen 5-achsigen LKW umgekippt auf der Seite im Strassengraben liegen. Die Leute klauen die abgeworfene Ladung - Mehlsäcke.
Auf vielen Fahrzeugen sehen wir den Aufkleber 100% Jesus. Für den brasilianischen Fahrstil reicht dies offensichtlich nicht immer…
 Schutzengel sind hier schwer beschäftigt.
Sie werden unterstützt von 100% Jesus.
(Bild: Edy und Brigitte Odermatt)