(228) Mit Händen und Füssen
Als wir noch als Urlauber nach Spanien fuhren, war die Sprache für uns nicht so wichtig. Schnell lernt man die paar Wörter kennen, die es zum Einkaufen und im Restaurant für eine Bestellung braucht. Eines Tages aber, oh Schreck - es war auf einem Küstenschiff - wurde ich vom Kapitän des Schiffes auf spanisch angesprochen. Mit Händen und Füssen versteht sich, führte ich mit ihm einen kläglichen Dialog. Jenes Erlebnis hatte mich dazu bewogen, etwas zu unternehmen. Ich wollte diese Sprache erlernen, um mich mitteilen zu können.
Hochspanisch lernen von Trinidad
In die Schweiz zurückgekehrt, rief ich meinen Schwager an - ein Sprachlehrer - und bat ihn um Rat. Durch ihn hatte ich das Glück, an einen interessanten und lehrreichen Kurs mit damals noch Tonbändern und Arbeitsbuch zu kommen. Ein ganzes Jahr lernte ich regelmässig und mit Erfolg. Später wollte ich mehr und entschloss mich, einen Kurs zu belegen, in welchem man Schreiben, korrektes Lesen und die richtige Aussprache erlernen konnte. In einem Seminar fand ich die Person die für mich geeignet war. Bei meiner Lehrerin - einer Klosterfrau und Spanierin - hatte ich die Möglichkeit, Schritt für Schritt der Sprache näher zukommen. Ein grosser Vorteil war, dass ich ein Spanisch lernte, das sehr gepflegt ist - das wird mir von Landsleuten hier immer wieder bestätigt. Meine damalige tolle Lehrerin Schwester Trinidad lebte viele Jahre zuvor in Madrid und dort wird das Hochspanisch gesprochen (castellano).
Aus Briefkontakten wurden Freundschaften
Ich begann dann an meine spanischen Freunde auch Briefe zu schreiben, unter anderem auch an den Kapitän und seine Frau und den Sohn. Sogar unsere Kinder waren bei Subirats, so heissen unsere Freunde, schon in den Ferien. Die Kinder wurden da vergöttert und sehr verwöhnt, wie das bei den Spaniern so üblich ist. Es bahnten sich so einige andere bleibende Freundschaften an, die bis heute noch bestehen, man muss aber auch etwas dafür tun. Die Briefe, die ich an meine Freunde mit viel Aufwand schrieb, durfte ich dann jeweils meiner lieben Trinidad zur vorherigen Korrektur bringen. Jeder rote Strich, also ein Fehler, nervte mich dermassen, denn ich wusste, dass ich lernen oder noch mehr arbeiten muss. Mit viel Freude aber auch viel Mühe erkämpfte ich mir meinen Weg zu dieser wundervollen temperamentvollen Sprache.
Reden geht schneller
Als wir dann im Jahr 2000 viel in Spanien weilten, habe ich die Schule abgebrochen, aber nicht den Kontakt zu Trini. Leider fehlt mir heute die Zeit, um meinen Freunden zu schreiben, oder ist es nicht mehr das Gleiche, wenn man in demselben Land lebt, ich denke schon. So läuft es halt heute übers Telefon, was man sich zu erzählen hat, aber auch sprechen ist wichtig.
Heute muss ich sagen, es war ein guter Entscheid und allen, die mich damals motiviert und mir geholfen haben, bin ich bis heute dankbar. Es ist enorm wichtig, wenn man sich verständigen kann, denn nur so lernt man Land und Leute wirklich kennen.
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