(192) Leben im kulturellen Schmelztiegel
Gran Canaria ist ein kultureller Schmelztiegel. So gab es in Las Palmas das erste japanische Restaurant von ganz Spanien. Die Schifffahrt schwemmte Seeleute aus aller Herren Länder in die Hauptstadt, wenn sie hier fest machten, um auf dem Weg nach Südamerika, Europa und Afrika Kohle nachzuladen.
Die Summe aller Zwischenstopps
Auch Opern- und Theaterleute auf der Durchreise nutzten diese Halte, um Vorstellungen zu geben. So trafen sich hier auch schon im 18. Jh. Künstler aus aller Welt. In den Augen des ehemaligen Kanarenpräsidenten und heutigen Bürgermeisters Jerónimo Saavedra ist der 1883 erbaute Hafen denn auch dafür verantwortlich, dass die Insel heute eine einzigartige Mischung von Nationalitäten bietet.
Reif zur Kulturhauptstadt?
Dieses kosmopolitische und weltoffene Las Palmas will er bis 2016 zur „Europäischen Kulturhauptstadt” machen. Seit 1985 wählt der Rat der EU jeweils für ein Jahr eine Kulturhauptstadt, um damit die europäische Integration zu stärken. 2016 darf Spanien eine Stadt vorschlagen, und mit seiner Kandidatur erhofft sich Las Palmas mehr Kultur und natürlich mehr Besucher.
Ganz ohne “Bilaterale”: Sonderfall Gran Canaria
Die Schweiz besteht in der Beziehung zu Europa darauf, ein Sonderfall zu sein. Was kaum jemand weiss: Es gibt auch innerhalb der EU Sonderfälle - für Länder an Randlage (die Schweiz ist doch auch eine Art Insel, oder nicht?). Bereits im frankistischen Spanien hatten die Kanaren eine Sonderrolle. Schon immer wurden Waren aus aller Welt importiert und die Canarios erhoben die Einfuhrzölle. Dieses Direktbesteuerungsschema war mit dem europäischen Steuersystem überhaupt nicht zu vereinbaren. So war es dann bei der Integration Spaniens in die EU am wichtigsten, diese spezielle Situation in Wirtschafts- und steuerlichen Themen zu lösen.
Voll integriert in die EU
In vielen Verhandlungen zwischen Spanien und Brüssel wurde deren Anerkennung durchgesetzt und gilt nun für europäische Regionen mit äusserster Randlage. Nebst den kanarischen gehören die portugiesischen Inselgruppen Madeira und Azoren sowie die französischen überseeischen Gebiete Guayana, Guadeloupe, Martinique und Réunion dazu, die weit vom europäischen Kontinent entfernt liegen, aber dennoch voll in die EU integriert sind.