(176) Das nächste Haus
Nach den bisherigen Erfahrungen (siehe Beitrag vom Mittwoch) wollten wir dieses Mal eine richtige Baufirma mit einigen Jahren Erfahrung finden. Zuerst sollte aber ein von Baufirmen unabhängiger Architekt meine Pläne umsetzen. Schnell wurden wir fündig und schon bald erhielten wir die ersten PC-Zeichnungen unterbreitet. Dann mussten wir aber feststellen, dass der Mann völlig überfordert war.
Start mit Verzögerungen
Ich war ständig mit dem Prüfen und Korrigieren seiner Zeichnungen beschäftigt. Was ich korrigierte war das nächste Mal richtig, aber was vorher richtig war, war nun falsch. Er verstand unser Projekt einfach nie richtig. Nach vielen Gesprächen und einem langen Geduldsfaden mussten wir die Übung abbrechen. Drei Monate waren verloren. Als wir den Architekten unseres vorherigen Hauses, welcher sich inzwischen auf Hotels und andere Grossprojekte spezialisiert hatte, um einen Tipp für einen brauchbaren Architekten anfragten, erklärte er sich aus alter Freundschaft bereit, unser Haus von einem seiner Mitarbeiter auf dem PC zeichnen zu lassen. Das hat langsam aber kompetent funktioniert.
Wer setzt unsere Pläne um?
Schwieriger wurde es dann allerdings, als wir eine Baufirma finden wollten. Kleine, meist Ad-hoc-Contractor, waren uns nach den früheren Erfahrungen zu unsicher, unser Projekt auch zu gross. Grössere, “echte” Firmen wollen dagegen nur Grossobjekte bauen. Dafür war unser Haus wieder zu klein. Es boomt immer noch in Phuket. Schliesslich hatten wir vier Offerten: entweder zu Fantasiepreisen oder dann zu billig wegen fehlenden Preisen. Fündig wurden wir schliesslich über eine Bekannte, welche seit Jahren dort arbeitet. Zwischen dem Unternehmer und uns gibt es eine Arbeitsteilung: Wir kaufen alles Material wie Lampen, Küche, Lavabos, Klimaanlagen usw. selber ein, der Unternehmer installiert sie. So bekommen wir genau das, was wir wollen, und können auch günstige Produktpreise finden. Wir heuerten vom Architekten einen Supervisor an, der vier bis fünf Mal pro Woche zwei, drei Stunden auf unsere Baustelle kommt und die korrekte Ausführung überwacht. Das tun wir selber auch noch, da wir auf dem gleichen Land im bereits erstellten Gästehaus wohnen.
“Feudale” Verhältnisse
Die Betonarbeiten werden fast ausnahmslos von legal oder illegal eingereisten Burmesen ausgeführt. Diese bekommen meist eine unter dem minimalen Tageslohn von 200 Baht (etwa CHF 5.80) liegende Entschädigung, können sich aber auf dem Bauland ihr primitives Camp bauen und darin wohnen. Unsere Arbeiter bekommen 250 Baht/Tag plus Gratisreis. Wenn wegen Regen nicht gearbeitet werden kann, gibt es auch keinen Lohn. Arbeitszeit pro Monat: etwa 250 Std, jeden 2. Sonntag frei. Sie bekommen auch einen Teil der Esswaren geliefert. Diese Fremdarbeiter werden hier fast wie Sklaven gehalten. Sie können die Firma nicht wechseln, können legal weder ein Moped noch ein Handy besitzen, dürfen sich nach 22 Uhr nicht mehr unterwegs befinden, ihre Kinder können nicht in eine Thai-Schule geschickt werden usw. Immer wieder wird von Razzien gegen illegale Fremdarbeiter berichtet. Diese oder ihre Chefs bezahlen der Polizei unter dem Tisch 4000 Baht (140.-Fr, viel Geld bei diesen Löhnen) oder werden umgehend über die Grenze spediert - und kommen in der nächsten Nacht wieder retour.
Die Polizei und die Immigrationsbehörden drücken die vom erhaltenen Bakschisch schweren Augen zu - bis zur nächsten Razzia. Seit Jahren könnte die Regierung eine korrekte, legale Lösung anbieten und die Situation der burmesischen Arbeiter menschenwürdig gestalten. Aber dafür besteht aus obigen Gründen auf Thai- Seite keinerlei Interesse. Da die Thais diese Arbeiten nicht machen wollen (es fliesst Schweiss
dabei) fehlen hier allein auf Phuket zigtausend Arbeiter.
Für ein gutes Klima ist gesorgt
“Unsere” Firma ist nun seit fast 3 Wochen mit etwa 25 Burmesen am Arbeiten. In Thailand wird meist mit einem System von Betonpfeilern und horizontalen Betonträgern gebaut. Zwischen den Trägern wird mit kleinen Backsteinen oder - wenn es billig sein soll - mit Kalksandsteinen aufgemauert. Keller kennt man nicht.
Isolationen und Doppelschalung kann man zwar haben, aber lohnt sich nicht in unserem Fall. Wir müssen uns ja nicht vor Kälte sondern höchstens gegen Hitze schützen. Da das Haus mit etwas Grips geplant worden ist, sind eine wirksame natürliche Lüftung für Räume und Estrich (nicht begehbar) sowie Deckenventilatoren vorgesehen. Die 12 cm Wände und die Räume folgen somit schnell den täglichen Temperaturschwankungen, d.h. bis wir zum Schlafen gehen, ist das Haus bereits wieder genügend abgekühlt. Würden wir isolieren, würde der Anstieg der Innen- gegenüber der Aussentemperatur verzögert (Speicherwirkung) und wir hätten um 22 Uhr immer noch zu warm zum Schlafen. Im Extremfall schalten wir die Klimaanlage mal für ein, zwei Stunden ein. Tagsüber ist man fast immer im Freien. Für Arbeitsräume mit permanent laufender Klimaanlage wären natürlich Isolation von Wänden und Decken, sowie Doppelverglasung sinnvoll.
Vor gut zwei Wochen wurde der erste Pfeiler in einer feierlichen
Zeremonie von einem Mönch gesetzt (Bild: Jürg Hasler)
Bisher sind die Erfahrungen mit unserer Baufirma und dem Supervisor die besten, die wir hier gemacht haben. Die Arbeiter sind fröhlich, wir haben wöchentliche Bausitzungen, es werden Muster von Produkten, die verwendet werden sollen, gebracht. Der Supervisor erstellt ein Protokoll in Englisch und Thai und auch ein professioneller Netzplan, der den Baufortschritt grafisch aufzeigt, ist vorhanden. Die traditionelle Zeremonie mit Mönch für den ersten Pfeiler (ähnlich unserer Grundsteinlegung) ist bereits Geschichte. Die Fundamente für die Stützen, die Bodenträger und Pfeiler sind bereits betoniert. Nun wird schon für die oberen Träger geschalt. Natürlich wird sich dieses Tempo etwas verlangsamen, sobald die Detailarbeiten wie Wasser und Elektro, Boden- und Wandfliesen usw. dran kommen. Zehn Monate Bauzeit sind vorgesehen, dann gibt’s Strafabzüge. Vermutlich werden die meisten Arbeiten innert acht Monaten fertig sein. Aber wegen der Regenzeit muss genügend “Puffer” vorgesehen werden. Im Moment ist die Situation fast zu schön, um wahr zu sein! Wir werden sehen.
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