(120) Bierideen
Wenn man mit 62 Jahren auswandert, ist die Assimilation sicher schwieriger als in jungen Jahren. Das “Altvertraute” fällt weg, von einem Tag auf den anderen. Die Menschen, die Kultur, das Essen, alles ist anders, ausser man geht zu McDonalds…
Die Freunde hier, welche noch jedes Jahr einmal in die Schweiz fahren, “decken” sich dort ein mit Dingen, welche sie hier so sehr vermissen, aber nicht bekommen können.
Als wir während der ersten vier Jahre das Haus bauten, war an eine Reise in die alte Heimat nicht zu denken.
Schon nach kurzer Zeit fremd geworden: Schweizer Hektik
Danach reisten wir für drei Wochen in die Schweiz. Vieles war uns da schon fremd geworden. Mit der Hektik und dem aggressiven Verhalten der Verkehrsteilnehmer hatten wir Mühe. Nun, da unsere Gesundheit angeschlagen ist, steht eine nächste Schweizerreise “in den Sternen”.
Fast alles hier zu finden: Von Bratwürsten bis zur HERO-Confi
Inzwischen haben wir aber viele Dinge gefunden, die wir vermissten. Die St. Galler Bratwürste, die Fleischwurst und die “Kasseler” Koteletts vom Deutschen Metzger in Vancouver sind einwandfrei. Der Supermarkt hier im Dorf hat Emmentaler und Greyerzer, der Dänische Käsehändler in Vancouver bietet Frybourger Vacherin, Berg-, Raclette- und Appenzeller Käse an. Hier an der Küste bekommen wir auch Schoggi von Lindt und Tobler und sogar RAGUSA! Jede Sorte von HERO Konfitüre steht in den Gestellen.
Gelegentlich bestellen wir beim Metzger eine Zunge oder Kutteln. Der Metzger sagte, dass auch er letztere seinem Hund füttere. Marta zog es vor, zu schweigen.
Die Schwester von Marta sendet etwa ein Paket. Da das Porto teurer ist als der Inhalt, darf es nicht zu schwer sein. So kommen aber gedörrte Bohnen zu uns. Sie werden in der Schweiz aus China importiert! Sauerkraut wird hier von einer Deutschen hergestellt und schmeckt vorzüglich.
Alkoholverkauf stark reglementiert
Alkohol ist in B.C. teuer. Nur der staatliche Liquor Store darf solchen verkaufen. Pubs, die Alkohol auch über die Gasse verkaufen, müssen diesen bei der Regierung einkaufen und man zahlt dort noch zusätzlich deren Gewinn. Selbst als wir in den Ferien im Weingebiet direkt beim Produzenten einkauften, musste er uns den “offiziellen” Preis verrechnen. Staatlich ist auch alles, was mit dem Auto zu tun hat. Ausweise und Versicherung (ausser der Kasko) sind nur bei der Regierung zu haben. Weh’ dem, der sich Probleme mit der ICBC (Insurance Corporation of British Columbia) macht!
Jede Busse wird eingetragen. Wer mehr als eine Busse pro Jahr hat, wird mit Strafpunkten registriert. Bei der Erneuerung des Führerscheines (alle 5 Jahre) oder der Versicherung (alle Jahre) müssen sämtliche Bussen bezahlt sein. Die Abgeltung von Strafpunkten geht bei mehreren Verstössen rasch in die Hunderte, ja Tausende von Dollars.
Noch kostspieliger: Alkohol und Strassenverkehr
Die Polizei in Kanada ist, ausser in den grossen Städten und in Québec, eine Bundespolizei. Die RCMP (Royal Canadian Mounted Police) ist zwar nur noch bei den Paraden beritten (mounted), aber, wie in den Pioniertagen, immer noch erfolgreich.
Kanada ist anders! Hat der Polizist den Eindruck, ein Fahrer sei angetrunken, so verfügt er an Ort und Stelle ein Fahrverbot für 24 Stunden. Das Auto wird abgeschleppt. Auf diese Art werden pro Nacht womöglich Dutzende von Lenkern “aus dem Verkehr gezogen”.
Wer betrunken scheint, wird zum “Blasen” auf den Posten geführt. Sowohl das Blasen als auch eine angeordnete Blutprobe können verweigert werden. Dann erfolgt eine Verzeigung wegen der Verweigerung. Die Strafe ist dieselbe bei Angetrunkenheit. Sechs Monate Ausweisentzug und etwa ein Tausend Dollar Busse. Wer in keinen Unfall verwickelt, aber betrunken ist und sich noch gerade halten kann, verweigert mit Vorteil, weil die Strafe bei schwerer Trunkenheit höher ist.