Wir wohnen ca. 3 km vom Dorfkern in einem Weiler mit fünf Bauernhäusern. Mit allen Nachbarn haben wir einen wirklich guten Kontakt. Wir haben es jetzt am eigenen Leibe erfahren, wie wohltuend es ist, hilfsbereite Nachbarn zu haben.
Kurz nachdem wir den Kaufvertrag unterschrieben hatten, sind wir bereits von unseren direkten Nachbarn Marie-Claire und Claude zu einem Aperitif eingeladen worden. Sie wollten die neuen Nachbarn unbedingt kennen lernen und wir natürlich auch. Wir haben gemütlich miteinander geplaudert, was vor allem deshalb möglich war, weil die beiden Franzosen extra langsam sprachen. Diese Nachbarn wohnen im Winter in Lyon und vom März bis September auf dem Lande. Wir können immer zu ihnen gehen, wenn sie da sind und wir etwas wissen wollen. Das letzte Jahr, als wir noch in der Schweiz waren, hat Marie-Claire uns immer etwa eine E-Mail geschickt um nachzufragen, wie es uns gehe und wann wir in die Bresse kommen. Später hat sie uns in Frankreich angerufen und wollte wissen, ob der Umzug gut verlaufen sei.
Hilfsbereit und überraschend
Weitere Nachbarn sind Madame Marcelle und Daniel, Mutter und Sohn, die je in einem eigenen Haus wohnen. Der Daniel ist immer da und hat uns am meisten geholfen. Er ist ein richtiger Handwerker und weiss auf viele Fragen eine Antwort. Marie-Claire hat uns bereits darauf aufmerksam gemacht und immer wieder gesagt: “Wenn man was wissen will: Daniel fragen”.
Daniel war der allererste Nachbar mit dem wir geredet haben und zwar als wir das Haus nochmals von aussen anschauen gingen. Später hat er uns das mehr als 1m hohe Gras geschnitten, davon Heuballen gemacht und säuberlich in unserem “Atelier” auf Paletten aufgestapelt, Futter für die Pferde im Winter. Er hat, zusammen mit Verwandten, die Pfosten für unseren Pferdehag mit einer Maschine eingeschlagen und uns nachher geholfen den Gitterzaun zu montieren, mit Hilfe eines selbstgebauten Zuggeräts. Auch hat er im Pferdestall den Boden mit einem Zementüberzug ausgebessert.
Einen Tag bevor das Busi zu uns kam, stand ein Katzen-Spielzeug vor unserer Türe: Ein an einer Schnur hängender Zapfen, der beim kleinsten Schlag einer Katzenpfote zu pendeln beginnt und kaum mehr aufhört. Es war uns sofort klar, dass Daniel es hingestellt hat, als wir einkaufen waren. Er hatte es selber gebastelt, um dem Neu-Ankömmling eine Freude zu bereiten.

Der Zapfen, der sich (fast) immer bewegt
Als ich Hafer für die Pferde brauchte, wusste er, wo man das kaufen kann. Das erste Mal ist er mit mir mitgefahren, denn ich hätte die Stelle nie alleine gefunden. Auf diesen vielen Landwegen kommt man sich vor, wie in einem Labyrinth.
Probleme mit der Leitung
Als eines Morgens kein Wasser aus dem Hahn kam, waren wir erschrocken und dachten schon an das Schlimmste: eine gefrorene Leitung! Sofort ging ich zu Daniel. Er beruhigte mich und sagte lakonisch: “Sie haben das Wasser abgestellt wegen einer Reparatur oder so, dass kommt ab und zu vor und dauert nie länger als einen halben Tag. Für so etwas bekommt man keine Vorwarnung; wenn der Strom abgestellt wird, dann schon”. Wasser ist doch eigentlich wichtiger als Strom, dachte ich. Tatsächlich konnte ich mich dann doch noch vor der Mittagszeit duschen.
Daniel war auch derjenige, der mir den Rat gab, Monsieur Jean-Paul zu fragen, als ich ihm von meinen Problemen mit der Internetverbindung erzählte. Und so machten wir Bekanntschaft mit unseren letzten Nachbarn, Odile und Jean-Paul. Ohne Jean-Paul hätte ich vielleicht jetzt noch keine Internetverbindung.
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