(50) Warum Spaniens Sylvesterglocke langsamer schlägt
Gestern habe ich ja bereits etwas über den Dreikönigstag in Spanien berichtet. Ich habe dabei noch etwas vergessen: Auch hier gibt es einen Dreikönigskuchen. Es werden hier jedoch 2 Sachen eingebacken, eine Königsfigur und eine Bohne. Derjenige, der die Königsfigur findet, erhält wie bei uns die Krone und derjenige der die Bohne findet, bezahlt den Kuchen.
Doch eigentlich kommt ja Sylvester vorher. Man muss sich natürlich früh genug erkundigen was die Traditionen zum Jahreswechsel sind.
Ob das Glück in der Unterwäsche steckt?
Es fiel mir im ersten Jahr unseres Spaniendaseins schon auf, dass auf dem Markt und auch in allen Läden schon Wochen vorher nur noch rote Unterwäsche für Frau und Mann angeboten wurde. Na ja, man muss in der “Nochevieja” drunter rot gekleidet sein, denn nur so kann man auf viel Glück im neuen Jahr hoffen. Den ersten Sylvester haben wir mit unseren Nachbarn gefeiert.
Wir haben in einem China-Restaurant in Almoradà reserviert, denn da waren die Preise noch akzeptabel. Es war wunderbar gedeckt und mir fielen auch sofort Trauben in einer Schale auf, die jeder bei seinem Teller hatte. Ich dachte, mal was anderes zum Apéro und fing an, diese zu verzehren. Ja wenn man natürlich nicht weiss, dass diese zwölf Traubenbeeren um Mitternacht gegessen werden. Mit jedem Glockenschlag der im TV übertragenen Uhr in Madrid eine. Dabei soll man sich auch noch etwas wünschen. Es ist ja wohl klar, dass man sich dabei verschlucken kann. Es sind auch schon Personen fast erstickt. Aus diesem Grund hat die Regierung von Spanien beschlossen, den Glockenschlag zu verlangsamen, damit weniger Unfälle passieren können. Noch besser ist es, man kauft sich die 12 Beeren geschält und ohne Kernen direkt in Konserve.
Oder steckt das Glück in einem Sektglas?
Man muss dann auch ein Goldstück oder einen goldenen Ring in das Sektglas geben. Dann kann man sicher sein, dass es nur Gutes im neuen Jahr geben kann. Aber oh je, man muss natürlich den Ring nachher wieder aus dem Glas fischen. Wir waren schon zu Hause, da habe ich gemerkt: Mein Ring war nicht da. Hoffentlich ist er immer noch im Glas! Nichts wie zurück, es sind ja nur wenige Kilometer. Das Restaurant war schon leer, die Gäste alle weg. Nur noch das Aufräumpersonal war da. Ich habe damals in recht schlechtem Spanisch gefragt, ob sie einen Ring gefunden hätten und siehe da, ich hatte schon in den ersten Stunden des neuen Jahres G l ü c k : Er wurde gefunden !
Tütentrauben am Rebstock (Bild: Lilo Röding)
Das Glück der Trauben
Ãœbrigens die Trauben, die um Mitternacht gegessen werden, heissen “Gückstrauben” oder “Uvas de suerte” und werden in der Gegend von Alicante geerntet. Sobald die Trauben zu sehen sind, wird jede einzelne Traube am Rebenstock in gelbe Papiertüten eingepackt und so vor Wind, Wetter und Insekten geschützt. Die Sage erklärt dies so, dass das Gelbe der Papiertüten von der Traube übernommen werde, woher sie dann auch die schöne gelbe Farbe habe. Vor der Ernte sind die Tüten tatsächlich weiss. Doch es ist ja klar, dass die Sonne die Farbe des Papiers bleichte.
So das war eine weitere Fiesta. Doch es gibt noch mehr, denn Spanien ohne Fiestas gibt es nicht. Mehr davon morgen.
Bis Morgen
Lilo Röding