(7) Verschiedene Massstäbe: Freundschaften
Vom ersten Tag an wurden wir mit offenen Armen von unseren Nachbarn aufgenommen. Sie empfinden die Schweizer als Lebensbereicherung, eine neue Erfahrung, eine neue Perspektive. Wir beide fanden hier innert kurzer Zeit echte Nachbarn, ja sogar Freunde, die hilfsbereit und freundlich aber auch an unserem Leben in der Schweiz interessiert sind. Unser Fazit: Wir haben hier in kürzester Zeit tiefere Beziehungen knüpfen können als bei uns in der Schweiz in vielen Jahren. Woran liegt das wohl?
Das kleine Glück
Wir suchen hier nicht direkt Schweizerbekanntschaften. Wir haben schon etliche Male an kleineren Anlässen in der Umgebung teilgenommen: Konzerte, Freilichttheater, Musikfeste, Ausstellungen. Von einigen Events waren wir, wenn wir ehrlich sind, etwas enttäuscht, wir hatten vielleicht zu hohe Erwartungen und haben mit schweizerischen und eher städtischen Massstäben gemessen. Wir haben zu wenig beachtet, dass wir hier in der „campagne“ sind (das ist nicht despektierlich gemeint) und vieles in kleinen bis sehr kleinen Dörfern „abgeht“. Mit viel Herz, grossem Engagement und wenig Geld stehen die Einwohnerinnen und Einwohner hinter ihren Anlässen. Ein echtes Zusammengehörigkeitsgefühl ermöglicht dies! Letztes Jahr haben wir ein Musical besucht, das die Einwohner selber geschrieben, vertont und vor eigenen Kulissen und eigener Tribüne aufgeführt haben. Es war Klasse, aber natürlich nicht zu vergleichen mit Thunerseespielen oder andern ähnlichen Veranstaltungen.
Eine weitergehende Integration, die auf regelmässiger Teilnahme an Übungen oder Kursen während des Jahres basiert, können wir als Pendler leider nicht machen. Im Dorf kennen uns deshalb nur einige Handwerker und Geschäftsleute, die Wirtin (!) und die Tierärzte. Wir geben uns Mühe, örtliche Geschäfte und Handwerker zu berücksichtigen. Dabei sind wir leider nicht ganz konsequent, doch davon später einmal.